Die erste Ausstellung, bei der Jean Tinguely im Raum Frankfurt vertreten war, startete am Vorabend der Eröffnung der Documenta 2 in Kassel. Vom 10. Juli bis 7. August war in der Wiesbadener Galerie Renate Boukes die Ausstellung Dynamo 1, die von Heinz Mack und Otto Piene kuratiert wurde, und die 11 Künstler um Zero vereinigte: Pol Bury, Oskar Holweck, Yves Klein, Heinz Mack, Piero Manzoni, Almir Mavignier, Herbert Oehm, Otto Piene, Dieter Roth, Jesùs Rafael Soto und Jean Tinguely. Daniel Spoerri fungierte zwar auf der Liste, zog sich aber sehr kurzfristig zurück, weil sein Apparat (wahrscheinlich eine Version des bereits in Düsseldorf eingesetzten Autotheaters) nicht fertig geworden war. Dafür wurde Piero Manzoni, der Düsseldorf Anfang Juli besuchte, sehr spontan zur Ausstellung eingeladen. Die relativ kleine Galerie Boukes beherbergte eine der ersten internationalen Übersichtsaustellungen des Zero-Netzwerkes in Deutschland, sie war von den Kontakten der Kuratoren Mack und Piene ebenso beeinflusst wie von deren Erfahrungen bei Anlässen wie der Ausstellung Vision in Motion, die früher im selben Jahr in Antwerpen stattgefunden hatte.
Im Juli und August 1963 war die Ausstellung Europäische Avantgarde in der Schwanenhalle des Römer in Frankfurt zu sehen. Die Schau wurde von der Galerie D organisiert, die in der Nachfolge der Galerie dato Ausstellungen mit avantgardistischen Künstler*innen veranstaltete. Federführend waren der Künstler Hermann Goepfert, der Galerist und Journalist Rochus Kowallek und der Kunstkritiker und Psychologe William E. Simmat, die zu dritt die Vereinigung für moderne bildende Kunst e.V. führten und unter dem Namen Galerie D operierten. Die Ausstellung war eine ausserordentlich umfangreiche Übersicht über die zeitgenössische, europäische Avantgarde und versammelte fast 50 Künstler*innen – darunter Jean Tinguely - aus ganz Europa, die Gruppen wie die Neue europäische Schule, Arte programmata, Neue Tendenzen, Anti-Peinture und ZERO umfassten.
Am 13. Mai 1979 eröffnete die erste Museumsausstellung von Jean Tinguely in Frankfurt. Es war Tinguely – Luginbühl, die in der Städtische Galerie im Städel gezeigt wurde. Auf dem Plakat ist Tinguelys Klamauk zu sehen, die fahrende Skulptur auf Basis eines Bührer-Traktors, die dann auch um den Städel ihre Touren fuhr. Bernhard Luginbühl schreibt über die Ausstellung und Eröffnung in seinen Tagebüchern am 12. Mai 1979: der vernissagesamstag wird dann gemütlich als wieder etwa drei kilo fleisch vom grossen stück weg in die brutzelpfanne fallen und feiern mit JT im städel und versuche es auch den frankfurter gleich zu tun und apfelwein (saurenmost) zu trinken und dicke salzlaugenbrezel dazu mampfen. Wir feiern ausgiebig unsere schönste ausstellung, die so einmalig lang dauerte. Ein halbes jahr konnten wir unsere objekte stehen lassen, also kein schneller rücktransport. Mein dicker skarabäus und alle figuren im freien durfte ich ein ganzes jahr in frankfurt lassen.
Bildnachweis: Jean Tinguely während des Aufbaus seiner Ausstellung im Städel, Frankfurt am Main, 1979 © Foto: Nachlass Leonardo Bezzola