Eva Aeppli (1925−2015)
Eva Aeppli, am 2. Mai 1925 in Zofingen geboren, wuchs mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Basel auf. Sie besuchte dort die Steiner-Schule, die von ihrem Vater mitbegründet wurde. Während des Zweiten Weltkrieges belegte sie Kurse an der Kunstgewerbeschule und schuf erste Stofffiguren, Handpuppen, die sie in verschiedenen Geschäften verkaufte.
In der Gewerbeschule hatte sie auch Jean Tinguely kennengelernt. Ihre gemeinsame Tochter Miriam, wurde am 27. Januar 1950 geboren. Tinguely und Aeppli heirateten am 10. Mai 1951. 1949 begann Eva Aepplis langjährige, enge Freundschaft mit Daniel Spoerri, dem Aeppli und Tinguely nach Paris folgten. Hier beginnt ihr künstlerisches Werk mit Stoffbildern und Kohlezeichnungen, meist von Menschen, oft hageren Gestalten in düsterer Stimmung.
Ab 1954 schuf Aeppli Les Livres de Vie (Die Lebensbücher), die am Ende 15 Bände umfassen. Die Bücher sind Zeugen ihres künstlerischen wie privaten Netzwerks und vereinen Einladungen zu Ausstellungen, Fotos von Freund:innen, Briefe, Karten, Zeichnungen, kleine Notizen und grosse Dokumente aller Art bis zu Testamententwürfen. Les Livres de Vie bilden einen roten Faden durch ihr Künstlerinnenleben, das ansonsten von stetem Wechsel geprägt ist.
1960 trennte sich Aeppli von Tinguely und heiratete den amerikanischen Anwalt Samuel Mercer, mit dem sie zeitweise in Omaha/NE lebte. In den folgenden Jahren entstand Eva Aepplis zweiter Werkblock: Grossformatige Gemälde, Öl auf Leinwand, auf denen meist Köpfe in grosser Zahl dargestellt sind. Es sind einerseits Totenköpfe, Schädel und andererseits stilisierte Gesichter. Sie erinnern an morbide Darstellungen von Toten, an Fotografien von Leichenbergen, an Krieg und Konzentrationslager.
In der Mitte der 1960er Jahre fertigte sie die ersten textilen Plastiken, lebensgrosse Figuren mit eindrucksvollen Gesichtern und langen, dünnen Händen. Des Weiteren kreierte die Künstlerin Einzelfiguren, die in Fauteuils sitzend als stille Wächter der Welt fungieren. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Astrologie führten zur Kreation verschiedener Figurengruppen, als erste Die zehn Planeten, die 1976 an der Biennale in Venedig gezeigt wurden. Von den Figuren behielt sie nur die Köpfe, die 1990 in Bronze gegossen wurden. In der Folge entstanden weitere Gruppen von Köpfen aus feinem Stoff, die in Bronze gegossen wurden. Es sind Köpfe, deren Gesichtsausdrücke tief empfundene Emotionen festhalten.
Eine letzte Werkgruppe schuf die Künstlerin 1990 und 1991. Es sind Skulpturen, die sie gemeinsam mit Tinguely kreierte, morbide Figuren wie die Hommage à Käthe Kollwitz (Kunstmuseum Solothurn). Auch mit anderen Künstler:innen, wie Jean-Pierre Raynaud oder Daniel Spoerri, arbeitete sie zusammen. Am 4. Mai 2015, kurz nach ihrem 90. Geburtstag, starb Eva Aeppli.