Jean Tinguely
L'Avant-Garde
1988
Material/Technik: Metall, Fasnachtslarven aus Papiermaché, Keilriemen, Holzräder, Elektromotoren
Masse (HxBxT): 255 x 205 x 270 cm
Inventarnummer: 11316
Werkverzeichnis: Bischofberger 0806
Creditline: Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle
Die Skulptur L’Avant-Garde erinnert an die Basler Fasnacht. Die Avant-Garde eines Fasnachtszuges ist der «Vortrab», eine Gruppe von Fasnächtlern, die an der Spitze gehen und Platz schaffen für die nachfolgende Laterne, für Pfeifer, Tambourmajor und Tambouren. Nicht ganz zufällig stammen sowohl die französische wie auch die Dialekt-Bezeichnung aus dem militärischen Wortschatz. Das langsame Auf und Ab der «Larven» (Fasnachtsmasken), die zum grossen Teil von Tinguely selbst an der Fasnacht getragen wurden, erinnert an das eher gemächliche Vorwärtsschreiten der Fasnächtler, das die Basler Fasnacht und ihr Wesen so klar kennzeichnet. Auf einem Räderwerk aus farbigen Holz- und Metallrädern montiert, befinden sich auf unterschiedlich hohen Metallstäben die Larven. Ruckelnd und zuckelnd erheben sie sich wechselweise über die Maschine hinaus und scheinen sich so, wie dies gute Vortrüppler (und auch Avantgardisten!) zu tun haben, den Überblick über die Umgebung und den einzuschlagenden Weg zu verschaffen. Für Tinguely hatte die Fasnacht spätestens seit seiner Wiederbegegnung mit seinen Freunden bei den «Kuttlebutzer» 1972 einen Platz im Jahresablauf erhalten. Er entwarf Kostüme und Larven, bemalte sie, hatte Ideen für ganze Züge und nahm mit Begeisterung an der Basler Fasnacht teil. Sie entsprach wohl in gewisser Weise seinem anarchistischen Wesen und, mit ihrer latenten Traurigkeit, auch seinem Hang zum Morbiden. Hier konnte er seine Lust am Dekor und am Ornament voll ausleben, und ebenso, wenigstens für drei Tage und in halbwegs geordnetem Rahmen, seine Liebe zur Revolution.
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Sammlung Museum Tinguely
In der Sammlung des Museum Tinguely sind Arbeiten aller Phasen und Werkgruppen von Jean Tinguely vertreten. Zusammen mit temporären Leihgaben ermöglichen sie den Museumsbesuchenden einen umfangreichen Überblick über das Schaffen des Künstlers. Neben den Skulpturen befindet sich eine Vielzahl von Zeichnungen und Briefzeichnungen, Dokumenten, Ausstellungsplakaten, Katalogen und Dokumentationen sowie Fotografien in der Sammlung des Museums. Alle Bestände sind – soweit möglich – öffentlich zugänglich und werden regelmässig sowohl in der permanenten Ausstellung im Museum Tinguely wie auch als Leihgaben in Ausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt.
Die Museumssammlung entstammt einer grosszügigen Gründungsschenkung der Witwe des Künstlers Niki de Saint Phalle, aus der Sammlung von Roche, grösseren und kleineren Schenkungen sowie verschiedenen Ankäufen.
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