Tinguelys Café Kyoto
30. November 2003 – 2. Mai 2004Tinguelys Café Kyoto
„Als icH 1986 LanGsam aufwacHte, aus meineR KomatöseNden OpeRAtion Mitsamt den tollen SpitalDROGEN – bekam icH Mit dAss IRene Ackermann (voN deN BÄReN) micH ununteRbRocHeN sucHte – scHrieb teleGrApHieRte … Da icH seit 2 JahreN Kein TelepHoN meHR AnRüHRe & Kein SekRetARiAt betReibe – (soNderN NuR so vorR miR HeRtReibe) ist NicHt GeRade viel Los … AusseR jedeN TAG Kiloweise POST …. Also Als IRene so heftiG AttAKieRte – wurde ich NeuGieRiG & telepHoNieRte IHR Sie SAGte miR: Ein HeRR NOMURA aus Kyoto möcHte so Ein Café – wie das BÄReN Cafe – Absolut Haben … DA sAGte icH: JA, das macHe icH, WARUM: 1. JAPAN liebe 2. Kyoto NoCH MeHR Liebe 3. Es DORt viele Alte Tempel Gibt. IcH kannte Kyoto veRstandeN waRum icH sofort JA SAGte, Habe icH NicHt: IcH hätte (dAs habe icH miR übeRleGt) Nein GesAGt – zu HamburG – PARis – FrankFuRt – NY – LoNdoN – A’Dam – RoM – etc … Aber JA zu Kyoto WARUM Wohl? Weil Es eine Foto meineR MutteR Gibt (1923 -24) in einem japANiscHen Kleid! Ob dAs woHl eine Rolle spielt?“
Jean Tinguely in einem Brief vom 1. April 1987
Die Café Galerie Tinguely in Kyotos Hauptgeschäftsstrasse Karasuma-dori wurde am 15. April 1987 eröffnet. Tinguely hatte dort die gesamte Inneneinrichtung geschaffen. Nebst den 14 Deckenlampen in verschiedenen Grössen entstanden 5 grosse Tische, eine rollende Stehbar und einige kleinere Tische. Die Stühle wurden nach Entwürfen und Modellen Tinguelys in 6 verschiedenen Typen in Japan in Serie produziert. Daneben waren Geschirr, Tassen, Gläser, Untersetzer, Zündholzbriefchen und Tischsets mit Tinguelys Schriftzug dekoriert. Die Menukarten waren mit der Reproduktion einer Zeichnung von Jean Tinguely bedruckt, mit der auch ein Foulard und die Servietten des Hauses gestaltet wurden. Tinguely war durchgängig das Thema im Café Kyoto.
Bereits einige Zeit früher hatte es in Japan Interesse am Werk des Eisenplastikers gegeben. Seine erste Ausstellung in der Minami-Galery in Tokio fand 1963 statt. Tinguely zeigte dort vor allem Werke, die er vor Ort schuf, das eigentliche Hauptwerk der Ausstellung war La Chant du Cygne du Bambou, eine Maschinenskulptur, deren mittels Schlägen eines dicken Bambusrohrs erzeugter Gesang gar nicht demjenigen des Schwans glich und so die westlich-verklärende Sicht auf die Kultur Japans ironisierte.
1965 beteiligte sich Tinguely an der Achten internationalen Kunstausstellung, die nach Tokio unter anderem auch in Kyoto gezeigt wurde und 1969 wurde Tinguely zum Internationalen Plastiker-Symposium in Osaka eingeladen, das auf die Weltausstellung in der gleichen Stadt im Jahre 1970 vorbereitete. Dort präsentierte Jean Tinguely seine Grabplatte für ein Kamikaze, ein hektisch hin und her fahrendes, lärmiges, kriegerisches Ungetüm auf einer Eisenplatte. 1983 schliesslich zeigte Tinguely in der Galerie Kosahara in Osaka Werke aus den sechziger Jahren und knüpfte so an seinen ersten Auftritt im Lande an.
Seit 1983 hatte sich Tinguely immer intensiver mit dem Raum befasst. Seine grossen Skulpturen begannen nun über ihre Grenzen hinaus den gesamten Ausstellungsraum zu erobern. Es entstanden Werke wie Pit Stop, deren Filmprojektionen auf die umliegenden Wände den ganzen Raum einnahmen, die Einrichtung des Café Münz in Zürich mit elf Lampenskulpturen war die erste der Restauranteinrichtungen (es folgten noch das Café Kyoto und 1991 die Einrichtung der Bar Le Tinguely im Hotel Palace in Lausanne. Keine dieser Einrichtungen ist mehr erhalten). Inferno (1984) war ebenso eine mehrteilige, stark in den Raum ausgreifende, installative Arbeit wie 1986 der Mengele Totentanz.
Die Lampenskulpturen spielten im Werk Tinguely seit 1972 eine grosse Rolle. Zuerst mit den Einzel¬lampen, später mit den Installationen in Cafés und Bars und schliesslich mit dem monumentalen Luminator von 1991 schuf der Künstler einen ganz neuen Typus der leuchtenden Hängeskulptur.
Im Museum Jean Tinguely werden nach der im Sommer erfolgten Ausflösung des Café Kyoto nun die Lampenskulpturen und die Original-Tische und Stühle in einer Sonderausstellung präsentiert. Das gesamte Konvolut befindet sich in Privatbesitz / Courtesy Galerie Kornfeld.