«Gruss Dein Jeannot!» Tinguelys Briefcollagen
«Ich zeichne enorm viel, so wie man zeichnet, wenn man telefoniert. Gleichzeitig transformiere ich diese Art Zeichnung systematisch in Mitteilungen an meine Freunde, in Briefe, oder solche Dinge.»
Bewegung, Zufall und der Gebrauch alltäglicher Materialien prägen das gesamte Werk Jean Tinguelys. Dies spiegelt sich nicht nur in seinen kinetischen Skulpturen wider, sondern auch in seinen Arbeiten auf Papier, in denen er uns als erfindungsreicher Zeichner, Collagekünstler und Kommunikator begegnet.
Tinguely versandte hunderte illustrierte Mitteilungen an Freunde und Personen aus dem Kunst- und Kulturbetrieb, mit denen er auf der ganzen Welt arbeitete. Diese Korrespondenz, die er überall und jederzeit verfasste – in seinen Ateliers, auf dem Boden, am Küchentisch, am Telefon, in Restaurants, in Museen und Galerien, aber auch im Flugzeug oder im Bus – ist geprägt von einem unermesslichen Einfallsreichtum. Es sind keine Briefe im herkömmlichen Sinne, vielmehr handelt es sich um farbenfrohe Bilderbriefe, Kritzelblätter, Telefonzeichnungen sowie collagierte Blätter und Objekte. Auf die Frage, was ihm Briefschreiben und Briefzeichnen bedeute, antwortete Tinguely: «Das ist Kontakt: Antiisolationistisch – entspricht – resultiert [aus] der Gedankenübermittlung. Ich denke [,] fühle die Angeschriebene(n), ich bin beim ‹Schreib›-Partner».